Schmutzpartikel, Magnetit, Hämatit und Kalk können in Heizungsanlagen zu Schäden an Radiatoren, Flächenheizungen, Ventilen, Pumpen und Wärmeerzeugern führen. Zusätzlich zu den mitunter notwendigen chemischen oder physikalischen Verfahren zur Heizungswasserkonditionierung empfiehlt sich deshalb der Einsatz spezieller Heizungsfilter bzw. Schlammabscheider – insbesondere im Zuge von Kesselsanierungen. Wir stellen die unterschiedlichen Techniken vor und geben eine Marktübersicht der einschlägigen Anbieter.
Insbesondere bei der Kesselsanierung empfiehlt sich der Einsatz von Heizungsfiltern/Schlammabscheidern.
Bei einer Laboruntersuchung wird die Wirkung von Magnetit auf die Leistung von Pumpen gezeigt. Zwei herkömmliche asynchrone Pumpen (ehemalige Standardpumpen) wurden mit zwei modernen Pumpen mit Permanentmagnetmotoren verglichen (Hocheffizienzpumpen). Bei den modernen Pumpen hat Magnetit einen negativen Einfluss auf die Leistung. Quelle: Spirotech PD&I, Laboruntersuchung 2013
Dass bereits kleinste Partikel den Betrieb einer Heizungsanlage empfindlich stören können, ist längst bekannt. Verstopfte Ventile, blockierte Pumpen, verschlammte Rohrleitungen oder Wärmetauscher können im ungünstigsten Fall sogar zum Ausfall der Heizungsanlage führen. Ebenso bekannt sind die Mechanismen zur Bildung von Schlamm und Partikeln im Heizungswasser: Beim Erstbefüllen einer Heizungsanlage gelangt Sauerstoff ins System. Das Füllwasser enthält außerdem molekulare Bestandteile von Kalk, Eisen, Magnesium... Diese Bestandteile verursachen Korrosion an den metallischen Teilen der Anlage und mitunter Algenbildung im Wasser. Vereinfacht ausgedrückt, verbraucht sich der Sauerstoff im Wasser bei der Korrosion, die Bestandteile des Füllwassers werden zersetzt. Übrig bleiben Schwebstoffe, Rostpartikel, Schmutz und Schlamm. Dieses Gemenge lagert sich mit der Zeit als Verkrustung in Leitungen, Heizkessel und Heizkörpern ab. Bei modernen Hocheffizienzpumpen setzt sich insbesondere an permanent magnetischen Bauteilen Magnetit oder Schlamm an. Das kann zu deutlichem Leistungsabfall, mitunter sogar zum Ausfall der Pumpen führen.
Probleme bereitet auch der im Wasser gebundene Kalk. In den energieeffizienten Heizungsanlagen von heute werden immer kleinere Heizgeräte wie Gasumlaufwasserheizer, Brennwertwandgeräte und
kompakte bodenstehende Brennwertkessel eingebaut. Hinzu kommt, dass moderne Heizungen aus einem Mix aus Kunststoff sowie Schwarz- und Leichtmetalllegierungen zusammengesetzt sind, die
untereinander reagieren können. Heizthermen mit geringem Wasserinhalt sind besonders störanfällig, wenn die Anlage mit hartem, also kalkhaltigem Wasser befüllt wird. Am Wärmetauscher kommt es
dabei zur Bildung von Kesselstein. Der angesetzte Kesselstein platzt, wenn er eine gewisse Schichtdicke erreicht, ab. Die losgelösten Partikel gelangen ins Kreislaufsystem und verstopfen
Thermostatventile oder setzen Heizkörper zu. Auch kann es durch Kesselstein am Wärmetauscher zu örtlichen Überhitzungen kommen, mit der Folge von Siedegeräuschen oder Rissbildung im Material. Das
Problem verstärkt sich, wenn große Heizungswasserpufferspeicher in der Anlage verbaut sind. Aus den großen Wasserinhalten resultieren in Summe große Kalkmengen.
Ein schon länger währendes Problem für die Qualität des Heizungswassers ist der Einsatz von Kunststoffrohren, insbesondere bei Fußbodenheizungen. Auch wenn es seit den 80er-Jahren weitgehend
diffusionsdichte Rohrleitungen gibt, sind Kunststoffrohre im geringen Maße wasserdampfdurchlässig(DIN 4726). So kann es nicht nur bei Altanlagen, sondern auch bei neueren Flächenheizungen zur
Schlammbildung im Rohrsystem kommen.
Um diese Probleme zu vermeiden, können Filter bzw. Schlammabscheider zusätzlich zu den chemischen und physikalischen Verfahren zur Heizungswasserkonditionierung eingesetzt werden. Viele
Kesselhersteller fordern oder empfehlen zumindest den Einbau dieser Abscheide- oder Rückhaltevorrichtungen – insbesondere bei der Kesselsanierung. Es empfiehlt sich ein Blick in die Planungs- und
Montageanleitungen des Kesselherstellers. Das gilt analog für die Wahl der Heizungswasserkonditionierung, sollte sie denn notwendig sein. Nicht alle Hersteller orientieren sich an den Vorgaben
der VDI 2035 oder der BDH/ZVSHK-Fachinformation „Steinbildung“. Mitunter formulieren die Hersteller spezifische Vorgaben, was die Art der Aufbereitung (Entsalzung, Enthärtung), den ph-Wert, die
Leitfähigkeit oder sonstige Parameter angeht.
Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang: Filter wie auch Schlammabscheider sind regelmäßig zu kontrollieren, zu reinigen oder zu betätigen – beispielsweise im Rahmen einer Wartung. Bei der
Installation ist deshalb auf eine gute Zugänglichkeit zu achten.
Heizungsfilter und Schlammabscheider werden entweder im Vor- oder im Rücklauf eingebaut. Allgemein gilt: Soweit keine Füllwasseraufbereitung erfolgt ist oder bei Altanlagen, sollte der
Heizungsrücklauf als Einbauort gewählt werden. Dadurch wird vermieden, dass vorhandene Ablagerungen oder vagabundierende Korrosionsprodukte aus dem Rohrnetz in das neue Heizgerät gespült werden.
Bei Neuanlagen, bei denen vom Hersteller aufbereitetes Füllwasser gefordert wird oder nur Trinkwasser > 3,00 mmol/l (= 16,8° dH) verfügbar ist, wird ein Schmutzfilter im Heizungsvorlauf
empfohlen. Dadurch soll vermieden werden, dass mögliche Ablagerungen aus dem neuen Heizkessel in die Heizungsanlage gespült werden.
Wichtig: Vor dem Einbau des Filters/Abscheiders bzw. im Rahmen eines Kesseltausches sollte das Rohrnetz gründlich gespült werden. Es empfiehlt sich, diese Leistung als separaten Posten im
Kundenangebot aufzuführen. Falls der Kunde diesen Posten aus dem Leistungsverzeichnis streichen möchte, sollte der Handwerker Bedenken anmelden und auf die Folgen insbesondere auf
Gewährleistungsrisiken im Schadensfall hinweisen (siehe Kasten „Ausschnitt aus der Planungsunterlage eines Kesselherstellers“).
Um das Wasser von unerwünschten Feststoffen zu trennen, werden unterschiedliche Verfahren angewendet. Neben der Magnetabscheidung, die lediglich eisenhaltige Teilchen bzw. magnetisierbare
separiert, werden am häufigsten die Sedimentation/Adhäsion und die Filtration mittels Druckfiltern angewendet.
Sedimentation/Adhäsion ist das Absetzen und Anlagern von Teilchen durch Schwerkrafteinwirkung und Strömungsverlangsamung. Erreicht wird dies beispielsweise mittels Durchströmung eines
Ruhebehälters, oft in Kombination mit einem Strömungshindernis (Bürsten oder Drahtgewebe). Sedimentations-/Adhäsionsfilter, umgangssprachlich als Schlammabscheider bezeichnet, werden oft als
Rückspülfilter ausgelegt und in den Hauptstrom eingebaut. Je nach konstruktivem Aufbau können sie die Systemhydraulik beeinflussen. Partikel von 5 bis 10 m Größe lassen sich damit separieren.
Insbesondere für größere Anlagen empfehlen sich sogenannte Druckfilter, die im Gegensatz zu den Schlammabscheidern mit porösen Trennschichten, z.B. Filtervliese oder -papier, und definierter
Porengröße arbeiten. Bei diesen Systemen baut sich während der Filtration ein ansteigender Differenzdruck zwischen Reinseite und Schmutzseite der Filterfläche auf. Die Anlagen werden deshalb im
Nebenstrom des Rücklaufs eingebaut und erhalten eine eigene Filterpumpe. Die Systemhydraulik wird bei diesem Verfahren nicht beeinflusst. Auch lassen sich mit den Drucksystemen Feinstpartikel
bis zu 0,1 m Korngröße aus dem Heizwasser herausfiltern. Die Entsorgung der Filter nach dessen Gebrauch erfolgt über den normalen Restmüll. Inzwischen bietet der Markt auch mobile
Druckfilteranlagen zum Kauf oder zur Miete an. Damit lassen sich beispielsweise verschlammte Fußbodenheizungen aus Kunststoffrohren reinigen. Die Geräte werden dafür einige Tage über Schläuche an
das Heizungsrohrnetz angeschlossen. Relativ neu sind Mobilfilteranlagen mit integrierter Dosiertechnik, die es erlauben, dem Kreislaufwasser verschiedenste Additive wie Reiniger und
Korrosionsschutz während des Filterbetriebs beizumischen.
Unsere Marktübersicht zeigt Heizungswasserfilter und Schlammabscheider für den Einsatz in kleineren Privatanlagen und für große Immobilien oder Gewerbeobjekte.
Hocheffiziente Heizungsumwälzpumpen sind heute Stand der Technik. Mit der Installation einer Pumpe mit Permanentmagnetmotor platziert der Installateur faktisch einen Magneten ins Anlagenwasser.
Insbesondere bei Altanlagen mit Schwarzrohr können sich kleine, magnetische Schlammpartikel sammeln, die zu Problemen führen können. Laboruntersuchungen von Spirotech zeigen, dass Magnetit zu
geringeren Leistungen der Pumpen der neuen Generation und damit auch zu höheren Energiekosten führen kann. So könne sich die Leistung der Pumpe schnell um 10 bis 20% reduzieren, nach einiger Zeit
sogar halbieren.
Das Fazit der Untersuchung: Der Einsatz von Hocheffizienzpumpen ist aufgrund des enormen Energieeinsparpotenzials ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Permanentmagnetmotoren von
Hocheffizienzpumpen müssen müssen aber vor Partikeln geschützt werden.
„Um Schmutz und Schlamm zu entfernen, muss vor der Montage oder Inbetriebnahme eines Kessels in einer bestehenden Anlage die Heizungsanlage gründlich gespült werden. Zusätzlich wird der Einbau
von Schmutzfangeinrichtungen oder eines Schlammfangs empfohlen. … Sie sind in der Nähe der am tiefsten gelegenen Stelle der Heizungsanlage zu installieren und müssen dort gut zugänglich sein. Bei
jeder Wartung der Heizungsanlage sind die Schmutzfangeinrichtungen zu reinigen. … Die Funktion der Schmutzfangeinrichtung kann eine hydraulische Ausgleichsleitung (Weiche) übernehmen.“
(Quelle: Buderus, Planungsunterlage Logano GE315, GE515 und GE615)
Literatur:
[1] VDI 2035 Blatt 1, „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen - Steinbildung
in Trinkwassererwärmungs- und Warmwasser-Heizungsanlagen“, Ausgabe Dezember 2005
[2] IKZ-FACHPLANER, „Mit Heizungswasserfilterung Schäden vorbeugen“, Heft 4/2007
[3] ZVSHK-Merkblatt „Steinbildung“, Ausgabe 2010
Zitat / Artikel von http://www.ikz.de/nc/heizung/news/article/beim-kesseltausch-beinahe-ein-muss-marktueber-0052669.html
oder
http://www.reflex.de/uploads/tx_sbdownloader/IKZ_HAUSTECHNIK_Marktu__bersicht_Heizungswasserfilter_u._Schlammabscheider..._01.pdf